Auch wenn alle Industrieunternehmen vor große Herausforderungen stehen – die Automobilbranche ist in ganz besonderem Maße von den Veränderungen betroffen. Die etablierten Unternehmen müssen in beispielloser Geschwindigkeit transformative Veränderungen vornehmen.
Daten und Fakten
Nach einem Rückgang in 2024 rechnet der VDA im laufenden Jahr mit einem Anstieg der Neuzulassungen in Deutschland von 1 % auf 2,8 Mio. Einheiten. Dabei sollen die rein-batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) mit circa 75 Prozent besonders stark wachsen und auf 666.000 Einheiten zulegen. Die Pkw-Inlandsproduktion wächst voraussichtlich um +1 Prozent auf 4,15 Mio. Einheiten. Damit ist Deutschland der 5. größte PKW-Produktionsstandort weltweit. Bei E-Autos liegt Deutschland mit 1,4 Mio. Einheiten an 2. Stelle, während China circa 12,5 Mio. E-Pkws produziert.
Es wird erwartet, dass die Auslandsproduktion deutscher Konzernmarken um circa 2 % auf 9,7 Mio. Pkw zulegt, ein besonderes Wachstum wird für BEV-Produktion prognostiziert.
Die Märkte in Europa und USA mit 13 bzw. 16 Mio. Einheiten sollen in 2025 um 2 % zunehmen und damit aufgrund des geringeren Marktvolumens etwas stärker wachsen als China (+1 %, 23 Mio. Einheiten).
Was die Zukunft bringt
Die Transformation wird von einem veränderten Kundenverhalten, neuen Technologien wie Automatisierung, Elektrifizierung und Vernetzung sowie einer verschärften Regulierung gesteuert. Der Produktmix verändert sich, er setzt sich zukünftig aus Hardware, Software und Services zusammen. Unternehmen müssen wie Start-Ups denken, neue Kulturen und Praktiken einführen und den digitalen Verbraucher einbeziehen. Das bedeutet, dass der Erfolg künftig von mehreren Faktoren abhängt. Neben Design und Image sind dies passende Services oder spezielle Angebote für E-Auto Käufer. Software wird zum Differenzierungsfaktor und Schlüssel im Wettbewerb um den Kunden.
Eine wichtige Rolle spielt der Vertrieb: Der Kunde erwartet ein durchgängiges Erlebnis, von der ersten Information bis zur Nutzung. Hier gibt es noch viel Potenzial.
Die Autos deutscher Hersteller, die in den kommenden Jahren auf den Markt kommen, sind voller Innovationen. Hersteller wie Zulieferer investieren enorme Summen. Während beispielsweise in 2022 asiatische Zulieferer gut 15 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgaben, lagen die Werte deutscher Unternehmen bei fast 16, die amerikanischen Unternehmen bei knapp 4 Mrd. €. Dennoch ist die Technologieentwicklung noch zu wenig marktorientiert. Bei der Herstellung von Batterien, digitalen Services oder Software laufen die Deutschen der asiatischen Entwicklung noch immer hinterher.
Unmittelbarer Handlungsdruck
Bei vielen Zulieferern steht die Anpassung der Geschäfts- und Kostenstrukturen an das derzeit niedrigere Produktionsvolumen im Fokus der Aktivitäten. Die Strukturen müssen deutlich verschlankt werden wie zum Beispiel der Abbau administrativer Aufgaben auf ein Minimum oder eine Reduzierung von Hierarchien, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Deutliche Potenziale liegen unserer Erfahrung nach im Bereich Produktkosten. Eine Optimierung der Produktkostenkalkulation verbunden mit Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Gesamtprofitabilität oder Preisverhandlungen mit den OEMs schaffen relativ schnell Abhilfe. Parallel dazu sollte die Vertriebsarbeit weiter aktiviert werden, um reduzierte oder schwankende Absatzmengen auszugleichen. Innovationsdruck und Anpassungen des Liquiditätsrahmens sind weitere Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen. Es hilft nur ein zügiges und entschlossenes Handeln.