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Wandel im industriellen 3D-Druck

Konsolidierung der Branche, sinkende Preise und eine deutliche Zunahme chinesischer Hersteller - diese Themen standen im Mittelpunkt der Gespräche von Hannes Gostner, Berater und 3D-Druck Experte bei MPower GmbH Unternehmensberater und weiteren Branchenkennern auf der formnext in Frankfurt. Erschwerend für die deutschen Hersteller kommt hinzu, dass sich das Know-how besonders stark in China entwickelt. Die Branche steht vor einem tiefgreifenden Wandel.

DER BAUTEILMARKT WÄCHST, DIE MARGEN SIND GERING
Der Markt für additiv gefertigte Teile wächst stabil in einem niedrigen zweitstelligen Bereich. Der Anteil der additiven Fertigung am gesamten Fertigungsmarkt ist mit 0,1 % sehr gering. Dies liegt darin begründet, dass das Wissen um fertigungsgerechtes Design, um Kostenfaktoren und -potenziale bei der additiven Fertigung noch immer wenig verbreitet sind. Das hemmt die Nachfrage nach additiven Bauteilen und erschwert das Gewinnen neuer Kunden.

Die europäische 3D-Druck Branche leidet zunehmend an Überkapazitäten, die Margen im Bauteilgeschäft stehen unter Druck. Für potenzielle Anwender ist der Zeitpunkt daher günstig, einen Umstieg auf additiv gefertigte Teile zu prüfen. In Nordamerika sind die Margen im Fertigungsgeschäft hingegen nach wie vor sehr gut. Treibende Branchen für den US-Markt sind die Raumfahrt- und Rüstungsindustrie. 
 

KONSOLIDIERUNG DES MASCHINENMARKTES ERWARTET
Aktuell befinden sich die die Hersteller industrieller 3D-Drucker in keiner einfachen Lage: Der Markt ist stark fragmentiert, die Erträge gering, nur wenige Unternehmen sind profitabel. Für viele Anbieter ist nur das Geschäft in den USA stabil. Das führt zu einer steigenden regionalen Abhängigkeit und zu einem zunehmenden Fokus auf die Rüstungsindustrie. Es zeichnet sich eine Konsolidierung des Marktes ab, erste Übernahmen haben bereits stattgefunden.

Bislang wurden Peripherieanlagen vorwiegend von Maschinenherstellern angeboten.Auch hier ist ein Wandel erkennbar: Anlagen zum Entpacken von Jobs (relevant für Powder Bed Fusion-Technologien), Sortieren von Teilen, Pulveraufbereitung oder Automatisierung von Jobwechseln werden inzwischen von spezialisierten Unternehmen angeboten. Dies dürfte zu günstigeren und besseren Lösungen für Anwender führen.

WACHSENDER MARKTANTEIL CHINESISCHER ANBIETER
In den vergangenen Jahren hat China die Entwicklung der additiven Fertigung enorm gefördert. Dadurch entwickelten sich mehrere Unternehmen mit einem umfangreichen Maschinenportfolio, insbesondere bei der additiven Fertigung von Metallen. Intensiver Wettbewerb, Preiskämpfe und in der Folge eine beschleunigte Produktentwicklung führten zu einer beeindruckenden Entwicklung. Auch wenn die Bauteilqualität noch unter der der europäischen Anbieter liegt, werden die chinesischen Anbieter zu ernstzunehmenden Wettbewerbern. Hinzu kommt, dass bei deutlich günstigeren Preisen die Qualität für zahlreiche Anwendungen bereits ausreichend ist.

Wir erwarten, dass der europäische Markt für industrielle Prototypenfertigung in den kommenden Jahren von chinesischen Anbietern übernommen wird. Bei Fertigungsanwendungen hängt es von technischen Anforderungen oder politischen Motiven ab, ob chinesische Maschinen Verwendung finden. Deutsche Maschinenbauer sind gefordert, mit Innovationen hinsichtlich Qualität und Bauteilkosten neue Anwendungen zu erschließen.

FERTIGUNGSKAPAZITÄTEN: STANDORTVORTEIL FÜR CHINA
Bis vor Kurzem entstanden große additive Fabriken - besonders für die Luft- und Raumfahrtindustrie – hauptsächlich in den USA. Mittlerweile wurden sie von China überholt. Viele dort ansässige Maschinenhersteller sind in das Bauteilgeschäft eingestiegen und betreiben große Fertigungszentren. Die größte Installation umfasst bereits 600 Maschinen und soll noch weiterwachsen. 

Das bedeutet, dass umfangreiche additive Serienfertigung aktuell vorwiegend in China aufgebaut wird. Dies kann dazu führen, dass chinesische Fertigungsbetriebe aus der Luftfahrt- und Automobilbranche ihren deutschen Wettbewerbern an additivem Fertigungs-Know-how bald überlegen sind, was zu einer weiteren Abwanderung der Komponentenfertigung führen würde. 

Mit einer strategischen Förderpolitik hat sich China eine sehr starke Position in diesem Bereich erarbeitet. Dieser kann schnell zu einem Standortvorteil für die chinesische Industrie werden, der weit über die Branche der additiven Fertigung hinauswirkt.

WAS BEDEUET DIES FÜR DIE DEUTSCHEN HERSTELLER?
Es gibt zahlreiche Stellhebel, an denen die europäischen Hersteller ansetzen können, um die Bauteilkosten zu senken: Beispielsweise eine Steigerung der Produktivität, die Verringerung des Materialeinsatzes und eine Senkung von Nebenzeiten. Prozesskontrolle und Automatisierung spielen ebenso eine Rolle wie die Entwicklung eines hochproduktiven Maschinenkonzepts für ein eingeschränktes Teilespektrum.

Noch sind europäische Unternehmen Innovationsführer in der industriellen additiven Fertigung und setzen Trends wie Skalierung, aktive Prozesskontrolle oder Einsatz von Strahlformung. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sie diesen Vorsprung werden verteidigen können.

Dr. Hannes Gostner, Experte im Bereich 3D Druck bei MPower, freut sich unter hannes.gostner@mpower.de auf ein Gespräch mit Ihnen.